Maximilian Gottschlich hat ein sehr unösterreichisches Buch über Österreich geschrieben. Zwischen Wien und Innsbruck ist es üblich, sich in Zurückhaltung und Beschwichtigung zu üben, wenn es um gesellschaftliche Miss- und Zustände geht. Der als Professor am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Wiener Universität tätige Gottschlich findet hingegen klare Worte zur Beschreibung der österreichischen Nachkriegsrealität. Der Holocaust sei nur für die überlebenden Juden ein lähmender Schock gewesen, die »Gesellschaft der Täter, Mittäter, Mitläufer und Zuseher ging zur Tagesordnung über, und in dieser hatten die Juden keinen Platz«. Fast mehr noch als über die Antisemiten empört er sich über die in Österreich besonders weit verbreitete Gleichgültigkeit großer Teile der Öffentlichkeit: »Die antisemitische Leidenschaft der einen hätte nicht die Macht, ihr destruktives Potential freizusetzen, gäbe es nicht die Indifferenz der anderen.«
Melange des Hasses
- Von SPME Europe
- August 12, 2012
- Veröffentlicht in der Seite: Scholars for Peace in the Middle East (SPME)
Melange des Hasses
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